zurück zum LJEM-Portal
How not to chess 4
Schach ist… - wie häufig haben wir ähnliche Sätze in Steckbriefen vervollständigen müssen. Niemand hat jemals darauf ehrlich geantwortet. Denn wenn man die Vormeisterklassen als Referenz nimmt, dann müssten hier Adjektive wie deprimierend, schmerzhaft, den letzten Nerv raubend, niederschmetternd, ernüchternd, fragwürdig oder auch einfach unnötig auftauchen.
Wie kann Schwarz seine Stellung hier verbessern. Eigentlich sollte man denken, dass es gar nicht geht. Aber auch hier zeigte Schwarz, dass man die Stellung auch noch beliebig verschlechtern kann. Ein Qualitätsverlust lässt sich in dieser Stellung nicht mehr abwenden. Doch wenn man einfach eine glatte Figur abgibt, ist es auch vorbei.
In dieser Partie der U16 griff Schwarz daneben. Der Zug Lxd4 scheint schon etwas gewagt. Es gibt Prinzipien, die beim Schach Gültigkeit beweisen. Hier tauscht Schwarz die einzige uneingeschränkte Verteidigungsfigur gegen einen teilnahmslosen Springer. Nach Lxd4 Dxd4 Ld7 und Tg2 ist die schwarze Königsstellung doch schon arg marode. Daher wandert der schwarze König noch etwas durch die Wüste, bevor der letzte Stern erlischt.
Zugegebenermaßen muss man hier den Spielern zu Gute halten, dass ein gewisser Rechenaufwand betrieben werden muss um die Brisanz der Stellung zu erkennen. Was ist denn hier überhaupt los. Weiß droht auf a8 umzuwandeln. Schwarz scheint gut genug blockiert auf seinem Weg nach h1. Doch der Schwarzspieler bewies hier Rechenqualitäten, die manchmal nicht mal von den Spitzenspielern der Meisterklassen erreicht werden. Wenn auch böse Zungen behaupten werden, dass dies einfach mehr Glück und Zufallsprodukt war müssen wir neidlos anerkennen, dass dieses Beispiel tragisch zeigt, wie man es nicht macht oder auch wie man richtig Schach spielt. Für alle die nicht rechnen können und rätseln wollen:
… Sf2 Kg1 h2 Kf1 h1D Ke2 Dd1 De3 Dd3#.
How not to chess 3
Heutzutage hat jedes gute amerikanische Krankenhaus ein Trauma Center. Das Zentrum unseres Traumas ist dieses Jahr zu unserem Pech, doch zu des Lesers Glück, der Saal. Während ein Herzchirurg bei einer Operation am offenen Herzen einen Rausch erlebt, so sehen wir, wenn wir eure Partien abtippen, beinahe jeden Tag unser eigenes Ende näher rücken. Ob eine Reanimation noch möglich ist? Kann man es noch stoppen? Sind wir zu retten?
Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen ist, dass die folgende Stellung einige essentielle Fragen aufwirft.
Der weiße Spieler hatte zuletzt, nachdem der Springer den Turm auf f1 schlug, den schwarzen Turm auf e8 aus dem Spiel genommen. Einige würden jetzt denken, dass dies einer der trivialsten Abtauschvarianten wäre… doch nehmt euch mal eine Minute, sucht eure innere Mitte und begebt euch auf eine Reise… Eine Reise in eine weit entfernte Welt, in welcher gut nicht gut und schlecht nicht schlecht wäre… In der der schwarze Springer einen verhängnisvollen Drang zu der weißen Dame hätte… Der einzige Zug der diesen befriedigen würde… Sd2!? Damen bleiben aber in der Regel lieber unberührt, so auch diese. Stattdessen zeigt sie, warum sie die Zügel in der Hand hält und beendet schlichtweg die Partie mit welchem glorreichen Zug?
Auch diese Stellung hat wieder einiges zu bieten. Das Wunderbarste daran ist aber die weiterhin erschreckende Entwicklung der Partie…
Weiß stärkste Figuren in diesem Spiel waren definitiv seine Ponys. Warum Ponys? Weil das Ausmaß an Angst und Schrecken, den sie verbreiten, dem eines Ponys gleicht. Aber das ist ja immerhin noch etwas… Wie schafft es also nun der Weiße aus wenig weniger zu machen? Ja, ihr habt es erfasst…Sd4! Weiß muss ja schließlich möglichst aktiv stehen und Drohungen aufstellen… Oder auch nicht Lxd4 und der Spuk hat ein Ende.
Ein Ende hat aber das muntere sinnbefreite Schubsen von Figuren noch nicht.
Nachdem Weiß soeben eines seiner Ponys davon galoppiert ist, meldet sich nun der Erfolgsdruck: „Eine Figur verloren, ja, ist doof, aber noch ist nichts verloren… Ich schaff das schon ...naja… vielleicht… Und wenn nicht? Ich glaub das wird wohl doch nichts mit meinem Punkt…dann das Nächstbeste… Ich verewige mich auf Lebzeiten im Bulletin und zaubere den liebevollen und humorvollen Teamern ein Lächeln aufs Gesicht!“ (Anm. d. Saalteamer: DANKE!!!)
Zurück zur Partie: Weiß entschied sich endlich was für seine Entwicklung zu tun und nein, es war weder die Rochade, noch ein Springerzug… Kommt ihr drauf?
Vielleicht hilft das Zählen des Materials auf dem nachfolgenden Diagramm.
Der schwarze Springer schlug zuletzt auf d4. Keiner der Spieler wollte seine Kontrolle über dieses heiß begehre Feld aufgeben, sodass Weiß, um Aktivität ringend oder einem jähen Ende herbeisehnend, einen meisterhaften Vorstoß wagte. Ein kleiner Hinweis für den aufmerksamen Leser: eine Mehrfigur zahlt sich manchmal aus… Sehr zum Bedauern des Weißspielers.
Ihr kennt das doch sicherlich. Sicherheitswarnungen überall und immer finden sich Sicherheitswarnungen. Wir Deutschen glänzen beim Befolgen von Hinweisen der Obrigkeit. Umso folgerichtiger, dass in der folgenden Stellung Weiß realisiert hat, dass sein Springer auf seinem aktuellen Feld nicht sehr sicher steht.
Ob er aber auf seinem Zielfeld wirklich sicherer stehen muss? Sagen wir es so… Schwarz läuft zum Sieg und der weiße Spieler vergrub nach seiner begangenen Missetat sein Gesicht in den Händen. Im Gegensatz zu Harry Potter konnte er aber nicht ungesehen den Saal verlassen. Ob ihm das noch nachhängt?
Stellungen verlangen manchmal verzweifelte Maßnahmen. Hier verzweifelte nicht nur Weiß, sondern auch alle neben dem Brett stehenden Zuschauer und Schiedsrichter.
Aus einem Spanier wurde dieses Bild voller Traurigkeit. Schwarz - in völliger geistiger Umnachtung - zog hier einen Springer. Wie viele Felder außer e8 der Springer wohl hat? Nun, es sind so viele wie Prinz Charles noch Hoffnungen auf den Thron hat. Das Pferd hüpfte über h5 direkt vom Brett in den Mülleimer.
Weiß mit Mehrfigur. Läufer auf Abwegen. Bauer im Eimer. Läufer auch. Warum muss man auch mit Materialvorteil spielen, wenn man einfach für Ausgleich sorgen kann. Bauer auf e5, abzählen wie häufig er angegriffen und verteidigt ist war überbewertet, einfach schlagen. Wir sagen Nein.
How not to chess 2
Eine schöne Stellung, schwarz am Zug. Zwei Züge später war nicht mehr alles im Lot. Zunächst ein Bauer, dann ein Pferd und zum Abschluss der König, so lautete die Liste der zentralen Charaktere. Für alle die sich nicht denken können welch schönes Hilfsmatt Schwarz hier fand: … f6 6. Lxg8 Kf8 7. Df7.
Das zweite Fallbespiel zeigte wie man eine Stellung vor die Wand fährt. Egal wie hoch der Weiße Turm ist, die schwarze Dame sah die Gefahr absolut nicht kommen.

Abseits von Damen schlagen ist auch Damen ignorieren nicht die feine englische Art. Wie kommt man in dieser Stellung zu einer Dame? Richtig mit geballter Recheningnoranz und einem noch größeren bisschen Planlosigkeit. Obige Stellung bei schwarzem Zug, gefunden wurde … g5 … f4 … g4 … hxg4 … h3(=).
Banale Lösungen wie Dxd5 oder De6 oder auch Te6 wären zu einfach, extravagante Lösungen sind gefragt, doch den Zug von Schwarz erwartete niemand. Nach Kg8 war Schluss.
Ihr fragt euch sicher warum dieses Diagramm im Bulletin landet. Schwarz am Zug, und die unsanfte Art Frauen zu behandeln, nahm wieder Überhand.
Zum Abschluss der 2.Runde kommt noch ein Highlight. Schach heißt das Spiel, weil man den König Schach setzen kann und der Gegner etwas unternehmen muss. Von dieser Regel wusste Weiß nichts. Daher spielte man Dc2 nahm die Dame nicht und machte quatsch.
Nicht nur Runde 2 zeigte perfekte Beispiele auch die Runde 3 lieferte mehr Material als man sich wünscht.
Den Anfang machte die U14:
Kompliziert aber schön, was in dieser Stellung geschah, natürlich ist die Stellung nicht ganz einfach, aber g6 von Schwarz setzte die Krone auf die Partie. Durch Bauern in einem Endspiel mattgesetzt zu werden, ist etwas Spezielles vor allem in der Mitte des Brettes.
Eine Stellung, nichts los, sollte man meinen.
Die Engine sieht den Plan, doch der Fuchs hatte eine andere Idee: Sxb2 beschleunigt das Spiel. Richtung Verlust. Wie ein schlauer Mensch einst sagte: „Es reicht nicht ein Fuchs zu sein, man muss sich auch im Wald auskennen."
Ein weiteres Beispiel der U14 gefällig? Figuren wachsen und hängen wohl auf Bäumen.
Der schwarze Zug schlägt einem Fass den Boden aus. Man muss entweder sehr kühn oder verrückt sein. Für alle nicht so kombinationsstarken Spieler. Die Dame hat nach Lb7 leider kein neues Feld und der Läufer auf b7 hängt einfach. Also mitnehmen und der Springer freut sich über die Tante. Stattdessen kam hier b4 und dann erfuhr die Dame ihren zweiten Frühling.
Liebe Spieler, bitte nutzt eure Zeit und rechnet!!! Schach spielt sich einfach, wenn man nachdenkt.
How not to Chess 1
Große Inhalte in den Weiten des World Wide Web sind mittlerweile in Form von Videos vorhanden. „How to whatever“-Ratgeber gibt es wie Sand am Meer, daher dachten wir aus dem Saal, dass mahnende Beispiele unserer Schachspieler ein guter Anfang zur Unterhaltung und zur Verbesserung wären. Im gleichen Atemzug sei gesagt, dass ungewollte, mehr oder minder genaue, Ähnlichkeiten durchaus gewünscht sein können, aber niemals darauf abzielen einzelne Individuen bloßzustellen.
Ähnlich der Tanten des letzten Jahres gibt es auch dieses Jahr viel Interessantes. Den Anfang machte die U14 Vormeister; man kennt die Floskel „mehr Glück als Verstand“, nie traf sie mehr zu als in einer Partie relativ weit vorne in der ersten Runde.
In der folgenden Stellung hatte sich der Schwarzspieler schon eine gute Stellung vorbereitet. Eine angegriffene Dame, ein Grab auf e3. Und schwupp war die weiße Tante Geschichte. Ja, die Tanten verlassen uns nie, sie kommen immer wieder. Doch auch Schwarz kam im Laufe der Partie zu Ideen, die nicht im Sinne des Lehrers waren.
Geplänkel und 35 Züge später stand Schwarz wieder auf Gewinn, dachte sich allerdings Dame? Nein, nein. Jeder sah d1D mit Gewinn, doch Schwarz hatte Besseres im Sinn.
Was ist schöner als mit einer Dame mehr in einem Bauernendspiel antreten zu dürfen? Ja, klar, vieles ist schöner, ein Haus am Strand, sämtliche Models dieser Welt, unsere Hoodies, das Kiek In, funktionierendes Internet, die Currysauce zu den Chicken Nuggets beim Mittagessen, die Kartoffelsteine nicht zu vergessen, nächtliches Tackern und Falten der Bulletins, ein Streit mit Olaf Nevermann oder
ein Streit zwischen Olaf Nevermann und anderen bei der Jugendversammlung oder auch die Halluzination eines Mattbildes.
Warum eine Halluzination? Die einzig logische Erklärung für das Ende der Partie.
Ganz klar: Der König hat kein Feld nach Ta1, allerdings hat das Schachbrett ja ein paar mehr Felder und deshalb folgte hier die Umwandlung auf f8 und Weiß gewann.
Das zweite Beispiel aus „how to not“ muss wohl in der U16 passiert sein. Auch hier wurde an den vorderen Brettern Schach gespielt oder es versucht oder den Versuch abgebrochen. Alles wurde über Bord geworfen: Rechenfähigkeit, Konzentration, nüchterne Bewertungen.
sollte man denken… doch hier wäre Sxe2 die Optimallösung gewesen, klar Sxc2 ist auch nicht sonderlich schlecht, allerdings gewinnt es sich mit Sxe2 leichter.
In der Folge generierte Schwarz einen gewissen Materialvorteil. Türme hatten ja immer schon einen gewissen Wert, das wussten auch schon Nachfahren der Babylonier und Flugzeugen.
Im Englischen spricht man gelegentlich von einem major breakdown, wenn unvorhergesehenermaßen die Funktion von Gegenständen, Teams oder auch Menschen versagen. In der oben gezeigten Stellung passierte genau dies. Nach De4 mit der dezenten Mattdrohung auf h7 und dem vebundenen Figurenverlust auf d4 betrieb Schwarz einen konstanten Aufwand um die Stellung ungefähr nach Nordkorea zu bringen, nämlich an den Boden der Existenz.
Was Kim-Jong Un mit seinem Volk macht, machte Schwarz mit seinen Türmen, sie selbst vernichten. Weiß fand den wunderbaren Zug Sf6 nebst Lf5 und Lxe3, zack weg war der Erste.
Doch auch hier sollte sich ein Anspiel der Geschichte wiederholen, fast auf die Minute genau. Denn wenn ein Turm fällt, dann fällt auch der zweite, so will es das Gesetz. Doch nun war dies eine Art „inside job“.
Das ungebübte Auge erkennt, der Turm auf e4 hängt, das geübte Auge erkennt den ästhetischen Wert des nächsten Zuges. Wenn der Läufer auf d5 stünde, wäre es ein Schachgebot. Zöge Schwarz den Turm nach c4, würde das etwas an der Stellung ändern. Der Schachspieler befände, die Stellung sei genauso schlecht, wie im Falle der Entfernung des Turms um e4. Was ein Schachspieler hier in der Stellung allerdings denken sollte, tut leider nichts zur Sache, denn Schwarz dachte sich, der Turm auf c4 bereichert das Schachbrett. Weiß hingegen dachte sich, wenn dieser Turm auf c4 erscheinen sollte, dann wird der kostenlos entsorgt und mitgenommen.
Zum Abschluss des mahnenden Doppelbeispiels möchte ich allerdings alle Spieler/innen ermutigen, weiterhin alles in die Partien zu investieren. Mit Präzision, Konzentration und Genauigkeit lässt es sich leichter gewinnen.
Womit wir beim Thema Sorgfalt wären.
Partieformulare haben jede Menge freie Zeilen, welche gefüllt werden wollen. Menschen können nicht hellsehen: Daher wäre es schön zu wissen, in welcher Altersklasse Ihr die LJEM absolviert. Tragt Ergebnisse ein, unterschreibt die Karten, und um alles in der Welt ist es vollkommen bumms, wie lange ihr aus dem Saal hinaus braucht. Lautes Laufen im Saal hilft niemandem, keinem Spieler, keinem Schiedsrichter und auch sonst niemandem.