Meisterklasse - Tagesbericht - Runde 1
Die erste Runde der Meisterklasse beginnt spannend. Von der U14 bis zur U18 gab es einige unerwartete Züge, einige erwartete Ergebnisse und viele schöne Partien.
Regelmäßig sitzt man abends am Rechner zu versucht den Tag würdig zusammenzufassen. Auf der einen Seite sind es sehr spannende Partien und viele Wendungen, auf der anderen Seite ist eine Detailanalyse den Engines, den Trainer*innen und anderen Stellen der Webseite vorbehalten.
Doch hier soll schon noch einiges Spannendes einfließen. In der U14 fanden heute vier Partien statt. Eine früh beendete Partie hatten Luxuan Li und Jakob Schröder vor sich auf dem Brett. Grundsätzlich eine spannende Partie die viel Solides enthielt. Zwei Ausnahmen müssen hierbei aber gemacht werden:
In der gegebenen Stellung spielte Conan 15. Tac1. Wer findet das Problem? Der Bauer auf d4 scheint gedeckt, ist er aber nicht. Es folgt der Trick: 15… cxd4 16. cxd4 Sxd4 17. Lxd4? Dg5+! 18. Kf1 Lxd4 19. Txd4 und der Turm auf c1 kann nicht gedeckt werden, während d4 geschlagen werden kann. In der Stellung vergab Conan mit 15… b5 die Chance. Im Gegenzug revanchierte sich Luxuan mit einer Taktik im 20. Zug:
20… Tdc8 hätte Conan ausnutzen können. Mit 21. Td7 Tc7 22. Txd4 Txd4 23. Txd4 wäre das Endspiel wohl für Weiß gewonnen gewesen.
Kurz danach endete die Partie jedoch Remis. Ein faires Resultat. Beide hatten Chancen, aber die richtige Idee fehlte noch. In der zweiten Remispartie der Gruppe wurde in der Partie nicht viel riskiert. Die größte Chance war wohl kurz vor Schluss:
Das Thema 7. Reihe lässt grüßen. Mit 24… Tc2 hätte Jakob ambitioniert fortsetzen können. Stattdessen endete die Partie unmittelbar nach 24… Sc4 Remis.
Entschieden wurde die Partie zwischen Philipp Gohlke und Diana Kopylov. Zentral war das Wettrennen um den Angriff auf den Flügel. Schwarz am Königsflügel, Weiß am Damenflügel. Diana versuchte sich einen Zug Zeit zu nehmen:
Anstelle des Zuges 18… Se7 hätte 18… h4 das Gleichgewicht gehalten. Da ist wohl Angriff die beste Verteidigung.
In dem Lübecker Duell zwischen Hanno Hellenbroich und Ida Klara Kutz gelang es Ida erst sich einige Vorteile zu sichern, überzog aber dann in dieser Stellung:
Der Zug 23… Lxg4 war hier auf jeden Fall nicht die richtige Entscheidung. Nach 24. Dxg4 steht Weiß vor keinerlei Problemen.
U16
Mehr Schnellschach als Turnierschach brachten Ben Jonas Frahm und Sofia Margaryan auf das Brett. Mit der doppelten Geschwindigkeit holte sich Sofia erstmal eine Qualität und zwei Bauern raus, bis ein Patzer epischen Ausmaßes die Partie sofort abgab:
27…. Dd4 und die Partie war weg…
Das Vereinsduell zwischen Felix Wendt und Anton Marmuta ging zu Felix' Gunsten. Besonders hübsch ist hier dieses Motiv nach 16. Lc8:
Mit den Zügen 17. Txe8 Txe8 18. c5 Le7 19. f5 wurden die schwarzen Figuren systematisch schlechter positioniert. Zwar verschwand der Vorteil zwischendurch noch einmal fast, aber die Schönheit wurde hier belohnt.
Die Partie zwischen Julia Junge und Simeon Rose lässt auf die früheren Zeiten in der Meisterklasse blicken. Hier dominierten Vereinsremis in den ersten Runden. Mit dem Abtauschfranzosen wollten beide nichts anbrennen lassen. Nach 19. Zügen ging die Partie Remis aus, auch wenn Simeon zwischendurch durchaus einen kleinen Vorteil erringen konnte.
Die längste und turbulenteste Partie dürfen sich wohl Ruben Engels und Andre Petrov auf die Fahnen schreiben. Mit mehr als einigen spielentscheindenden Stellungen, bietet die Partie auf jeden Fall viel Analysepotential. Nach 84 Zügen wurde mangels Materials die Partie Remis. Ein langer Kampf mit friedlichem Ende.
In der Begegnung zwischen den beiden Kielern Alexander Bräutigam und Bjarne Vollbehr geht es um einiges. Die beiden sind am oberen Ende der Tabelle und erhoffen sich beide ein Ticket zur Deutschen Jugend Einzelmeisterschaft. Da es nur ein Ticket gibt, könnte hier das Endspiel in der Eröffnung gefangen sein. Über eine lange Strecke erschienen die Vorzeichen für Alexander besser. Im Mittelspiel gewann er einen deutlichen Vorteil, welchen er über viele Züge hielt. Nach einigen Ungenauigkeiten kämpfte sich Bjarne um Zug 40 wieder ran. Mit einer Ungenauigkeit flossen seine Hoffnungen aber dahin:
Mit dem Zug 46… f2+ konnte Alexander fehlerfrei parieren und den Bauern gewinnen: 47. Kf1 Tb5 48. Tc3 Kf4 49. Lg4 Tb2 50. Le2 mit Bauerngewinn. Damit sichert sich Alexander die Pole-Position im Rennen um die Landesmeisterschaft. Ein harter und langer Kampf mit einem Ende nach etwas mehr als fünf Stunden.
U18
Die U18 war geprägt von entschiedenen Partien. Fünf Siege in einer Runde sind doch eher seltener.
Den Anfang machte Jonas Rempe im Vereinsduell gegen Peter Woltmann. Mit welchem Zug bringt sich Jonas hier in Führung, nachdem Jonas einen fatalen Fehler beging?
Richtig: 20. Sg5 und Dxg5 mit völliger Dominanz von Weiß. Wenn du mehr sehen willst, schau auf chess.com oder lichess.org in die Liveübertragung!
Einen Einstand in der Meisterklasse feierte Farouk Toumi mit einem Sieg über Till Fransson. Möglich wurde dies durch einen Läuferabzug im 25. Zug. Kurz vorher hing ein ungeschlagener Bauer... warum? Das wissen wohl nur die beiden:
Nach 22… c5 wäre Lxc5 23. Lh2 Kf1 einfach möglich gewesen. Trotzdem geht der Punkt an den Kieler.
Wahrscheinlich die höchste Genauigkeit am heutigen Tag durfte sich der Schwartauer Lukas Manz auf die Fahne schreiben. Stück für Stück verbesserte sich die Stellung schon ab dem 9. Zug. Langsam, aber stetig, wurde die deutlich bessere Stellung ausgenutzt um Material und positionelles Kapital zu gewinnen.
Nachdem Jonas vorgelegt hatte, musste Philipp Guo natürlich nachlegen. In seiner Partie gegen Vereinskamerad Alexander Meiber gelang es aber auch ihm stark aufzuspielen. In einer Jaenisch-Partie gelang es ihm nach einem schlechten schwarzen Abtausch nach 15 Zügen einen Vorteil zu erlangen, welchen er in den folgenden 16 Zügen gut verarbeitete.
Ein Partieformular mit genau 60 Zügen hat einen gewissen Seltenheitswert. Doch genau das haben Benjamin Joel Borukhson und Bardia Aminmansour geschafft. Lange hielten die beiden sich die Waage. Bis in dieser Stellung 42. Kf3 völlig unnötig einen Bauern vergab:
Im Anschluss lief es für Benjamin nicht gut und er musste nach weiteren 18 Zügen die Segel streichen.