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Mädchenschach Barcamp der DSJ

Dieser Bericht wurde aus der Sicht von Celina Malinowsky verfasst. Bei Fragen oder Anregungen gerne unter celina.malinowsky(at)sjsh.de melden.

 Am Samstag, den 07.05.2022, fand online das zweite DSJ Barcamp statt. Nachdem es im vergangenen Jahr mit über 80 Teilnehmern sehr gut angenommen wurde, sollte es auch dieses Jahr ein Barcamp stattfinden, bei welchem ​​​​man zwischen einzelnen Sessions wählen konnte, mit welcher Thematik man sich auseinandersetzen möchte. Im Unterschied zum ersten Barcamp gab es diesmal ein schon festes übergeordnetes Thema, Mädchenschach.

Pünktlich und ohne Verbindungsprobleme startete das Barcamp um 13:30 Uhr. Aufgrund der teilnehmenden Teilnehmerzahl von 10 Leuten, 2021 waren es ca. 80, entschied man sich in einer Gruppe zu bleiben, statt sich in Untergruppen zu verschiedenen Themen, wie es für ein Barcamp üblich ist, zusammenzufinden. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ergaben sich schon mehrere Fragen und Bereiche, zu denen sich im Anschluss ausgetauscht werden sollten.

Zu Beginn hielt Germaine Kickert einen Vortrag über das Thema „Stereotypenbedrohung im Schach“. Als Beispiel für einen schachlichen Stereotyp ist die Aussage „Spiel nicht wie ein Mädchen“, welche pausschalisieren soll, dass der Spielstil des weiblichen Geschlechts ängstlich und zurückhaltend sei. Im Allgemeinen sind Stereotype eine Reihe von Überzeugungen über Merkmale einer sozialen Gruppe. Diese können positive als auch negative Auswirkungen haben. Bei einer Studie (D'Etole), aus dem Jahre 2005, hat man online gleichstarke Mädchen gegen Jungen spielen lassen. Dabei fiel auf, dass wenn die Mädchen wussten, dass sie gegen einen Jungen spielen, mehr Zeit verbrauchten, schlechtere Züge spielten und im Endeffekt schlechtere Ergebnisse ablieferten. Bei den Partien, bei welchen die Spielerinnen keine Informationen über den Gegner bekamen, war das Endresultat gleich gewesen. Es gewannen auch ungefähr gleich viele Jungen wie Mädchen. Eingeschlossen aus der Studie lässt sich erkennen, dass es einen Unterschied im Spielverhalten gibt, sobald man seinen Gegner kennt. Germaine erklärte daraufhin, welche Folgen dies für die Spielerinnen haben könnte. Als positiver Effekt lässt sich erkennen, dass sich eine erhöhte Motivation bilden kann, um sich gegen die Stereotypen zu stellen. Motivationsverlust, Leistungsverringerung und das Aufhören mit Schach, können jedoch die negativen Folgen sein. Und was kann man dagegen tun? Im Austausch kamen wir auf die Punkte, dass man Stereotypen vermeiden sollte zu äußern, erst gar nicht bei Partieanalysen. Außerdem solle man mehr Wissen vermitteln und somit die Stereotypenbedrohung bekämpfen. Letztendlich kann jeder und jede dazu einen Beitrag leisten.

Nach dem Vortrag wurde offen über die anderen Themen im Austausch geredet. Beim 2. Thema „Brauchen wir den Begriff Frauenschach?“ wurde in der Gruppe über die Berichterstattung von weiblichen Schachspielern diskutiert. Es wurden Vergleiche zu anderen Sportarten, wie Frauenfußball, hinzugezogen und über die biologische Trennung zwischen Mann und Frau. Dann kam man zu dem Fazit, dass es sich nicht lohnt, über solche Themen zu lange zu diskutieren, sondern sich um konkrete Handlungsansätze zu kümmern.

Interessant war auch das 3. Thema mit der Fragestellung „Was können wir tun, um ein Frauen-Team aufzubauen?“. Der Anteil der weiblichen Schachspieler in Vereinen beträgt häufig ca. 5% und ist damit sehr gering. In der großen Runde haben wir dann verschiedene Möglichkeiten und Ideen gesammelt, wie man den Verein attraktiver für Mädchen machen könnte, sodass es mehr weibliche Spieler gibt. Einige hiervon sind Ferienprogramme, Freizeitveranstaltungen, reine Mädchengruppen bei Anfängerinnen für den Zusammenhalt. Mit diesen Vorschlägen könnte man versuchen, das Mädchenschach auf Vereinsebene zu fördern. Jegliche Zusatzangebote können nämlich das Gruppengefühl stärken, anstatt nur Trainingsangebote zu schaffen.

Die letzte Frage wirkt zunächst etwas provokant, doch mit einer kurzen kurzfristigen Ausführung, ist es berechtigte Fragestellung, „ob wir Mädchen überhaupt im Verein haben wollen“. Damit ist nicht eine Ausgrenzung der Spielerinnen gemeint, sondern der Gedanke, dass beim Einsatz für das Mädchenschach häufig Kritik aufkommt. Viele Teilnehmende haben aus ihren eigenen Erfahrungen berichtet, dass wenn sie etwas verändern bzw. ausprobieren wollten, um mehr Mädchen in den Verein zu holen, doch häufig Äußerung wie „Das macht es nur schlimmer“, „Das wäre eine Ausgrenzung“ oder „Das bringt doch bestimmt nichts“ kommen. So können viele Ideen und Vorschläge durch diese Hürden, verschiedene Ansichten, gar nicht erst umgesetzt werden. Dazu muss gesagt werden, dass jede neue Idee schon ein Gewinn ist. Mit dem einfachen weiblichen Spieleranteil von 5%,

In der Gruppe konnten wir uns darauf einigen, dass sowohl männliche als auch weibliche Mädchenschachreferenten, sowie alle anderen Ehrenamtlichen in der Thematik des Mädchenschachs viel bewegen can und sich nicht unterkriegen lassen sollten. Mit diesem Fazit geht das DSJ-Barcamp nach ca. 4 Stunden zu Ende. Aus meiner Sicht war es auch trotz der sehr Teilnehmerzahl eine sehr spannende und tolle Veranstaltung, bei welcher man sich mit anderen Vertretern und Ehrenamtlichen austauschen und neue Ideen sammeln konnte.

 

Es handelt sich hierbei um einen einzelnen kurzen Überblick über die Themen. Falls Interesse besteht, über einige Punkte oder Ideen noch mehr zu erfahren, könnt ihr mich gerne unter celina.malinowsky(at)sjsh.de erreichen und wir sprechen nochmal persönlich darüber.