Der Dresdener Schachsommer 2018 fand vergangenen Sonntag sein Ende. Parallel zur deutschen Meisterschaft, mit GM Rainer Buhmann als Favorit, einem internationalen Blitzturnier und dem German Masters der Frauen, fand das Dresdener FIDE-Open im den Räumlichkeiten des Wyndham Garden statt. Über drei Gruppen verteilt nahmen rund 225 Teilnehmer an dem sowohl stark, als auch breit besetzen Turnier teil. Diese schachliche Attraktion wollten auch wir, Marco Frohberg, Max Dörp, Knut Kloerss und meine Wenigkeit, Lukas Nagy, uns nicht entgehen lassen. Als Reisegemeinschaft mit gemeinsamer Ferienwohnung in der sächsischen Hauptstadt schlugen wir eine Art Trainingslager auf und nahmen alle drei Open in Angriff. Im B-Open waren außerdem vom SV Bad Oldesloe Baran Yüksel und aus Kiel Julian Steinbach anwesend.
Ebenfalls aus der SJSH in Dresden präsent waren FM Ashot Parvanyan, welcher im A-Open startete, und Frederik Svane, der an der DEM teilnahm, in welcher GM Rainer Buhmann als Favorit gehandelt wurde.
Die deutsche Meisterschaft fand bereits am 11.08. ihr Ende. Rainer Buhmann entschied das Turnier ohne Niederlage mit 7/9 für sich. Der Kandidat aus Lübeck, Frederik, braucht sich aber auch nicht zu verstecken. Er bestätigte seine Zahl von fast 2300 mit 50% bei einem starken Gegnerfeld und verlor aus neun Partien nur zwei. Seine Turnierhighlights waren zweifelsohne der Sieg gegen IM Arno Zude und das Remis gegen IM Mark Kventy mit schwarz. Immer wieder ein merkwürdiges Gefühl, wenn Frederik bei mir am Brett vorbeischaute und ich mir denken musste: „Mist, der steht gegen 2450 ELO auf der deutschen Meisterschaft gerade deutlich angenehmer als du gegen 1900 im B-Open.“
Zeitgleich mit der Siegerehrung des FIDE-Open wurden vergangenes Wochenende die besten Frauen Deutschlands geehrt. Das German Masters der Frauen gewann WIM Fiona Sieber, die dafür, genau wie die drittplatzierte WIM Josefine Heinemann, eine WGM-Norm erhielt. Zweitplatzierte wurde Melanie Lubbe, deren Ehemann, IM Nikolas Lubbe, im A-Open teilnahm. Ein durch und durch schönes Turnier, alle Bretter des German Masters waren Live-Bretter, dazu ein toller Hauptsponsor, UKA „der Windparkentwickler.“ Nach der Nationalhymne verlieh ein Repräsentant der Lasker-Stiftung Fiona Sieber noch den „Viktor“, einer von 16 Ehrenpreisen, die im Laskerjahr für besondere schachliche Leistungen vergeben werden. Insgesamt 8 Laskers, zum Gedenken an Emanuel Lasker, und 8 Viktors, zu Ehren Viktor Kortschnois, erreichen im Jahre 2018 junge Talente. Einer davon fand am 12.08.2018 seinen Besitzer. Die SJSH gratuliert herzlich!
Die A-Gruppe des FIDE-Open gewann überraschend GM Eveny E Vorobiov, den bis zur 7. Runde wohl niemand auf dem Schirm hatte. Zweiter wurde der Ukrainer GM Alexander Kovchan, der in der letzten Runde noch GM Suri Vahibhav schlug, welcher der einzige war, der dem drittplatzierten GM Andreas Heimann aus Deizisau, einen ganzen Punkt abnehmen konnte. Ein beeindruckende und mehr als erwähnenswerte Leistung zeigte der Schleswig-Holsteiner Ashot. Bereits in Runde 3 hatte er sich bis an die vorderen 6 Live-Bretter hochgearbeitet. Bei Setzlistenplatz 17 und einem 2700+ Großmeister im Feld, sowie namenhaften Spielern wie Evgeny Romanov und Vladimir Onischuk unter der Konkurrenz, ist dies an sich schon ein starkes Auftreten, doch gerade auf diese Topspieler hatte er es scheinbar abgesehen, denn auch GM Dusan Popovic, mit einer ELO von 2518, vermochte es nicht Ashot zu stoppen. Der Norderstedter schlug den Serben in Runde 4 mit schwarz in gerade mal 32 Zügen. Weiter ging es mit Remis gegen Onischuk und Gabor Papp. Die Niederlage gegen Andreas Heimann in Runde 6 warf ihn leider etwas aus der Bahn, weswegen Ashot eine IM-Norm leider verfehlte.
Im B-Open erzielte Knut Kloerss mit 50% einen DWZ Zuwachs von 61 Punkten und einen ELO Gewinn von 116 Punkten konnte er ebenfalls verbuchen.
Ich selbst war nach dem Turnier zumindest an Erfahrung reicher, unter 50% kann ich meine Leistung nicht als ausreichend beurteilen.
Baran Yüksel und ich trenten uns in der letzten Partie Unentschieden, der Oldesloer erreicht somit 3,5 Punkte. Reisepartner Julian Steinbach aus Kiel schaffte einen Punkt mehr und kann die 1700 DWZ knacken.
Max Dörp konnte sein Ziel im C-Open, in die Top 5 einzuziehen, erreichen. In der letzten Runde hätte er für eine Chance auf den ersten Platz einen Sieg mit schwarz gebraucht und hoffte auf eine ruhige Stellung, aus der heraus er seinen nominell schwächeren Gegner überspielen könnte, dieser brachte allerdings ohne mit der Wimper zu zucken das Königsgambit aufs Brett und zeigte damit klar, wo es hingehen soll. Die Partie endete schließlich Remis und Max auf dem vierten Platz.
Damit endet der Dresdener Schachsommer, das Open war ein gut organisiertes Turnier, auf dem sowohl Schiedsrichter auch Spieler Normen erzielen konnten. Ein besonderes Flair bekam das Turnier durch prominente Großmeister und die Nähe zur deutschen Meisterschaft, sowie zum German Masters. Und nicht zuletzt ist Dresden auch einfach eine schöne Stadt! Im Oktober findet der Dresdener Schachherbst in Anlehnung an dieses Turnier statt, eventuell kann ich mich erneut dafür begeistern, in den Räumlichkeiten des Wyndham Garden zu spielen.
Links zu allen Ergebnissen hier:
https://www.schachfestival.de/open-2018/fide-open-2018.html
https://www.schachfestival.de/open-2018/deutsche-schach-einzelmeisterschaft-2018.html
www.schachfestival.de/open-2018/german-masters-der-frauen-2018.html
Euer Lukas Nagy