DJEM 2022 - Abschlussbericht
Vom 04.-12.06. fand im Sauerland Stern Hotel in Willingen die Deutsche JugendEinzelMeisterschaft 2022 statt. Für unsere 31 Spielerinnen und Spieler lief es gut in diesem Jahr: Gleich vier haben es bei der Siegerehrung auf die Bühne geschafft und eine Schleswig-Holsteinerin darf sich sogar Deutsche Meisterin ihrer Altersklasse nennen! Wie es für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer lief, erfahrt ihr hier in unserem Abschlussbericht.
Goldener Chesso für Nicole Hellenbroich
Bevor wir zu den Spieler*innen und deren Abschneiden kommen, gab es bereits vor Beginn die erste Ehrung für eine Schleswig-Holsteinerin: Nicole Hellenbroich vom Lübecker SV wurde mit dem Goldenen Chesso in der Kategorie ‚Projekt des Jahres‘ geehrt! Während der Pandemiezeit hat Nicole gemeinsam mit Spieler*innen des Lübecker SV ein Schulschach-Projekt auf die Beine gestellt, das über 100 Schüler*innen erreichte und ihnen die Möglichkeit bot, an kostenlosem Schachtraining teilzunehmen. Vielen Dank für dein Engagement, Nicole!
Altersklasse u10
Paul Matti Kutz (Lübecker SV) startete in der u10 von Setzlistenplatz 29 und konnte mit zwei Siegen in den ersten zwei Runden einen starken Start ins Turnier hinlegen. Danach wurde es gegen die zunehmend stärker werdenden Gegner etwas schwieriger, sich durchzusetzen, doch Paul spielte weiterhin gegen größtenteils nominell überlegene Spieler super mit und konnte einige schöne Siege einfahren. In der letzten Runde konnte er nach nur 16 Zügen seinen Gegner Matt setzen! Am Ende des Turniers liegt Paul mit 6 Punkten auf Platz 22 und wird sich über einige DWZ-Punkte Zuwachs freuen können.
Unser zweiter Spieler in der u10, der von Platz 37 startende Michael Moskalenko (Elmshorner SC), musste direkt in Runde 1 gegen einen starken Gegner aus der Top 10 der Setzliste ran und konnte hierbei leider nicht mithalten. In Runde 2 und 3 fand Michael dann allerdings mit zwei Siegen gut in das Turnier und steht am Ende mit 5,5 Punkten auf Platz 28 und somit ein gutes Stück vor seinem Setzlistenplatz! Auch Michael traf auf zahlreiche nominell stärkere Gegner und 50 Prozent der Punkte sind eine super Ausbeute!
Altersklasse u10w
Mane Margaryan (Elmshorner SC) hatte sich das Ziel gesetzt, unter die Top 10 ihrer Altersklasse zu gelangen. Leider wurde ihrer Motivation bereits in Runde 1 ein kleiner Dämpfer verpasst, als sie sich ihrer Gegnerin geschlagen geben musste. Doch mit zwei Siegen in Folge fand Mane doch noch gut in das Turnier, sodass sie vor der letzten Runde auf Platz 7 der Tabelle stand! Leider war die Auslosung nicht auf unserer Seite, denn Mane musste gegen die an Platz 2 der Tabelle stehende Veda Ramakrishnan (FC Bayern München) und somit eine sehr starke Gegnerin antreten. Hier konnte Mane leider nicht mithalten und verfehlte ihr Top-10-Ziel somit knapp. Doch auch Platz 12 ist natürlich ein super Ergebnis! Mane hat zudem einen bedeutenden Anteil an unserem zweiten Platz in der Fairplay-Wertung geleistet, indem ihr eine grüne Karte für ihre engagierte Hilfe bei einer Umfrage des Freizeitteams verliehen wurde.
Alisa Myronova (Elmshorner SC) spielte mit der DJEM ihr erstes Turnier in Deutschland und trat folglich DWZ-los an. Dass sie jedoch durchaus mit den Spielerinnen des u10w-Turniers mithalten kann, bewies sie bereits mit einem Remis in Runde 1. Nach einer Verlustpartie in der 2. Runde glänzte Alisa mit drei aufeinanderfolgenden Siegen und schaffte es so zwischenzeitlich in die Top 10 der Tabelle! Etwas unglücklich war die Paarung der vorletzten Runde, als unsere beiden Spielerinnen Mane und Alisa, beide im oberen Feld dabei, gegeneinander gelost wurden. Hier konnte sich Mane durchsetzen, weshalb Alisa um einige Tabellenplätze zurückfiel. Mit ihrem Sieg in der letzten Runde schafft Alisa es noch in die Top 20 auf Platz 19, was für ihre erste DJEM definitiv eine gute Platzierung ist! Sie wird somit bei einer Einstiegs-DWZ um die 1000 liegen und wir drücken ihr die Daumen, dass sie diese auf kommenden Turnieren noch verbessern kann!
Altersklasse u12
In der u12 war Schleswig-Holstein mit gleich vier Spielern zahlenmäßig am stärksten vertreten. Hoffnungen, es bei der Siegerehrung auf die Bühne zu schaffen, machte sich besonders der von Setzlistenplatz 6 startende Levi Malinowsky(SK Doppelbauer Kiel). Levi spielte ein starkes Turnier und musste sich nur dem späteren Deutschen Meister Constantin Paul Stichter (BAY) geschlagen geben. Bei weiteren fünf Siegen und drei Remis steht Levi am Ende des Turniers auf Platz 4, punktgleich mit dem Drittplatzierten! Herzlichen Glückwunsch zu der tollen Leistung, Levi!
Unsere drei weiteren u12-Spieler waren etwas weiter hinten gesetzt. Umso erfreulicher war der Sieg von Luxuan Li (SK Doppelbauer Kiel) in Runde 1 gegen einen 400 DWZ-Punkte stärkeren Gegner! Luxuan hat ein super Turnier gespielt und gegen durchweg nominell stärkere Spieler ganze vier Punkte erkämpfen können, was ihn am Ende 14 Plätze vor seinem Setzlistenplatz auf Platz 42 brachte. Glückwunsch zu dieser starken Leistung!
Hanno Hellenbroich (Lübecker SV) fuhr seinen ersten Punkt in Runde 2 gegen einen 200 DWZ-Punkte stärkeren Gegner ein, doch auch bei ihm waren die meisten Gegner nominell überlegen und so war es nicht leicht, zu punkten. Mit 3,5 Punkten steht Hanno am Ende des Turniers auf Platz 44, wobei er sich besonders über die Siege in den Runden 2 und 8 freuen wird.
Einen schweren Stand in der u12 hatte unser vierter Spieler Lennik Rempe (SK Doppelbauer Kiel). Die ersten sechs Runden gingen leider zugunsten seiner Gegner aus - doch Lennik ließ sich nicht beirren und behielt seine Motivation bei, bis in Runde 7 endlich der Knoten platzte und er gleich zwei Siege in Folge holte! Am Ende auf Platz 59 stehend, hat Lennik auf der DJEM sicher viel gelernt und bewiesen, dass er sich von Misserfolgen nicht entmutigen lässt, sondern immer weiter kämpft!
Altersklasse u12w
Die in der u12w antretende Lisa Sickmann (Lübecker SV) startete von Setzlistenplatz 1, und somit war das Ziel klar: Deutsche Meisterin werden! Mit 8,5 Punkten aus 9 Partien konnte Lisa dieses Ziel erreichen und sich nach 2020 bereits zum zweiten Mal Deutsche Meisterin nennen - herzlichen Glückwunsch! Lisa ließ sich vom Druck der Favoritinnenrolle nicht beirren, sondern gewann ihre Partien souverän und gab nur gegen die an 2 gesetzte Maria Burlutskaia (NRW) einen halben Punkt ab. Eine super Leistung!
Leider gab es auch in der u12w eine Schleswig-Holstein-interne Paarung: In Runde 7 trat Lisa gegen Ida Klara Kutz (Lübecker SV) an, wobei Ida den kürzeren zog. Doch auch Ida überzeugte mit einem starken Turnier: Von Setzlistenplatz 11 startend katapultierte sie sich mit ihrem sicheren Spiel in den vorderen Teil der Tabelle und stand nach einem starken Sieg gegen Maria Burlutskaia vor der letzten Runde sogar an Platz 3 der Tabelle! Dort musste sie dann allerdings gegen die spätere Zweitplatzierte Tamila Trunz (NRW) ran und sich dieser geschlagen geben. Am Ende steht somit der 9. Platz und Ida kann stolz auf ihre Platzierung in den Top 10 der u12w-Spielerinnen sein!
Die dritte Schleswig-Holsteinerin in der u12w, Diana Kopylov (SC Agon Neumünster), startete von Platz 29 und legte einen super Turnierstart hin: Drei Remis in den ersten drei Runden gegen nominell stärkere Gegnerinnen, wobei Diana besonders durch ihre langen Partien auffiel und mehrfach eine der letzten Spielerinnen im Saal war. Diana spielte - bis auf die letzte Runde - nur gegen DWZ-stärkere Spielerinnen und in Anbetracht dieser starken Konkurrenz sind 4 Punkte und Platz 27 ein gutes Ergebnis, auf das Diana stolz sein kann!
Altersklasse u14
In der offenen u14 ging es richtig knapp zu. Ganz oben steht nach den neun Runden ein Trio, Magnus Ermitsch (Berlin), Sreyas Payyappat (Niedersachsen) und der neue Deutsche Meister u14, Marius Deuer (Württemberg)! Zwischen Marius und Magnus, welcher immerhin die Bronzemedaille mitnehmen durfte, liegen gerade einmal 1,5 Buchholzpunkte! Alle drei konnten über den Turnierverlauf 7 Punkte einsammeln, einzig ungeschlagen blieb bei 5 Siegen und 4 Remis aber Marius. Damit darf er sich sicherlich zurecht Deutscher Meister 2022 nennen.
Wirft man einen Blick auf den Endstand, muss man seinen Blick gar nicht weit nach unten schweifen lassen. Mit 6 Punkten und einer Buchholz von 41 belegt unser Justus Sommer den sechsten Tabellenplatz und rauscht dabei denkbar knapp an der Bühne vorbei. Lediglich 3,5 Buchholz trennen ihn von einem ebenso verdienten vierten Platz. Der junge Lübecker wird mit seiner Platzierung aber mehr als zufrieden sein! An Setzlistenposition 18 ins Turnier gegangen, darf man bei diesem Turnierverlauf und dieser Gegnerschaft einfach nur applaudieren und den Hut ziehen!
Für unseren zweiten Schleswig-Holsteiner, Alexander Bräutigam, verlief das Turnier indes weniger erfolgreich. Er hat starkes Potenzial gezeigt, konnte gegen seine Gegner aber nicht mit dem notwendigen Killerinstinkt vorgehen und Stellungen auseinandernehmen. Am Ende stehen für Alexander 4 Punkte auf dem Brett. Mit dieser Ausbeute belegt er den 33. Platz und bleibt etwas hinter seinem Setzlistenplatz zurück. Bezieht man in die Betrachtung die enorme Leistungsdichte im Mittelfeld der u14 mit ein, so ist das Ergebnis für Alexander sicher verkraftbar und er wird die Zeit bis zur nächsten DEM sicher nicht ungenutzt verstreichen lassen und weiter auf Angriff spielen.
Altersklasse u14w
Dora Peglau (Sachsen) heißt die neue Deutsche Meisterin u14w! Als nominelle Favoritin gestartet, ist sie bei 6 Siegen und 3 Remis ihrer Rolle absolut gerecht geworden. Über den zweiten Platz und 6,5 Punkte aus 9 Partien freut sich in diesem Jahr Michelle Trunz (Nordrhein-Westfalen). Und dann gehen alle Hände hoch für eine unserer ganz starken Mädels! Bei 5 Siegen, 2 Remisen und 2 Niederlagen, ein Remis nahm sie der späteren Deutschen Meisterin ab, belegt sie mit 6 Punkten und der besten Feinwertung des Turniers den dritten Platz. Herzlichen Glückwunsch, Katerina Bräutigam (SK Doppelbauer Kiel)! Die ihr von der Setzliste zugewiesene Position, den 4. Rang, sollte ihr nicht ausreichen also hat sie stark nach vorne gespielt und schöne Kombinationen aufs Brett gezaubert. Man hört nicht das erste Mal bei einer DEM Loblieder auf die Spielveranlagung von Katerina. Als ihr ärgster Feind hat sich in der Vergangenheit die Uhr schuldig bekannt und auch in diesem Jahr musste sie sich sputen und schnell Pläne entwickeln, voraussehen und umsetzen. Dies ist ihr offensichtlich sehr gut gelungen!
Und wie lief die erste DEM für Sofia Margaryan (Elmshorner SC)? Mit einer Wertungszahl von knapp unter 1200 DWZ war sie auf der Setzliste weit unten zu finden. Das Ziel lautete dabei sein, lernen, Atmosphäre aufnehmen und Spaß haben. Über jeden einzelnen Punkt muss man sich in einem solchen Turnier freuen können und Sofia hat sich selber reichlich Grund zur Freude geschenkt. Mit starken 4 Punkten hat sie ihre Setzlistenposition leicht verbessern können und findet sich in der Schlusstabelle auf dem 24. Platz wieder. Insbesondere über ihren Zweitrundensieg über Nikhilamrutha Modali (Hamburg), welche knapp 200 Wertungspunkte höher eingestuft ist, wird sie sich gefreut haben.
Altersklasse u16: Alle gegen Hessen
32 Teilnehmer, davon 6 aus Hessen. Schon das zeigt, welche Dominanz das Heimbundesland in der U16 haben sollte. 5 der Hessen waren unter den ersten 9 gesetzt, klare Favoriten waren die beiden Hessen Artem Lutsko (2401) und Vadym Petrovskyi (2351), die beide bei den SFR. Bad Emstal/Wolfhagen spielen.
Auch Schleswig-Holstein war gut vertreten, mit Keyvan Farokhi (2269) immerhin die Nummer 3 der Setzliste. Hinzu kommen Jonas Rempe (1970) und Philipp Ziming Guo (1938) die im hinteren Feld gesetzt waren.
So war in der ersten Runde nur Keyvan in der oberen Setzliste und konnte seine Partie gegen Jona Bungarten (2003, NRW) souverän gewinnen, während sich Jonas und Philipp gegen Jeremy Hommer (2165, HAM) und Andrii Trushko (2094, BAD) geschlagen geben mussten.
Nach vier Runden hatte sich die Tabelle ein wenig sortiert. Keyvan hatte gerade überzeugend gegen Antal Mimkes (1801, NDS) gewonnen und mit 3,5/4 seine Ambitionen untermauert. Am Folgetag sollte Artem Lutsko auf ihn warten.
Jonas hat seinen zweiten Punkt gegen Christian Gluma (2014, NRW) eingefahren und sich im Mittelfeld festgesetzt. Philipp nach 3 sehr unglücklichen nun seinen ersten Punkt gegen Leon Chris Ehrig (2047, SAC). Für ihn stand nun die Aufholjagd an.
Der Mittwoch stand vor der Tür. Für die Teilnehmer bedeutete es den schwierigsten Tag – Doppelrunde.
Am Ende des Tages sollte nur Jonas zufrieden sein. Er besiegte in der Morgenrunde den ehemaligen Deutschen U14-Meister Markus Albert (2020, BAY) und konnte das Spiel gegen Ivan Sidletskyi (2231, RLP) als kleines Belohnungsspiel ansehen, das unglücklich mit einem Hilfsmatt endete.
Philipp würde am Ende des Tages mit seiner Ausbeute Remis gegen Lorenz Beyer (1718, BRA) und der Niederlage gegen Clemens Lerchl (1791, BAY) unzufrieden sein und sich auf dem vorletzen Platz wiederfinden. Ergebniskosmetik sollte in den nächsten Runden im Vordergrund stehen.
Sehr unglücklich verlief es aber vor allem für unseren Mitfavoriten Keyvan, den erstmals die Hessen in die Zange nehmen. Sowohl die morgendliche Partie gegen Artem Lutsko als auch die Partie am Nachmittag gegen Dominik Laux (2205, HES) zeigten die Engines bereits als gewonnen an. In beiden Partien sollten unglückliche Entscheidungen dazu führen, dass Keyvan am Ende mit 0,5 aus 2 dastand. Frustriert musste er sich anschauen, dass er mit 4 aus 6 nun einen Punkt hinter den führenden Artem Lutsko und Dominik Laux zurücklag und Platz 6 innehatte. Kurios, dass er damit der beste Nicht-Hesse im Turnier war, da Platz 1-5 komplett von Hessen belegt wurde. Diese Phalanx galt es nun also zu durchbrechen.
Die Runde 7 brachte für Schleswig-Holstein noch keine Kehrtwende. Keyvan erspielte sich gegen Jan Jaskulski (2057, WÜR) souverän einen Mehrbauern, konnte diesen am Ende aber nicht zum Sieg verwerten und willigte nach langem Kampf im sechzigsten Zug zum Remis ein.
Jonas zauberte sich gegen Andrii Trushko (2094, BAD) wieder eine schöne Mattkombination aufs Brett, war aber auch voher schon überspielt worden und Philipp wollte auch gegen Jonas Christian Hecht (1912, BAD) nicht zu seiner Form finden und musste sich erneut geschlagen geben.
Zwei Runden waren nun noch zu spielen, an der Spitze weiterhin die 5 hessischen Spieler. Keyvan auf Platz 7 weiterhin mit 4,5/7 in Reichweite. Jonas wie für ihn selbst erwartet mit 3 Punkten im Mittelfeld. Philipp mit 1,5 Punkten weiterhin auf dem vorletzten Platz.
Alle Drei wollten also nochmal einen Schlussspurt um die Position zu halten (Jonas) oder zu verbessern (Keyvan, Philipp).
Mit Runde 8 sollte der Schlussspurt beginnen. Keyvan verteidigte mit den schwarzen Steinen gegen Ivan Sidletsky (2231, RLP) das Remis. Jonas spielte gegen Marlon Bock (1891, THÜ) eine schöne Angriffspartie, die im Läuferendspiel dann aber zum Remis ausgekämpft wurde. Ein wichtiger Erfolg gelang aber Philipp. Gegen Minas Tovmasyan (1954, MVP) spielte er eine überzeugende Partie, konnte seinen Gegner im Bauernendspiel austempieren und endlich seinen zweiten Sieg einfahren.
Mit einem weiteren Sieg in der neunten Runde gegen Jona Bungarten (2003, NRW) endete das Turnier mit 3,5 Punkten durchaus versöhnlich.
Auch Jonas packte in der neunten Runde nochmal einen vollen Punkt drauf und sicherte sich mit 4,5 Punkten den für ihn sehr starken 18. Platz.
An der Spitze bekam Keyvan ein letztes Mal die Chance aktiv einzugreifen. Am zweiten Brett wurde er gegen Vadym Petrovskyi gelost, der hinter Artem Lutsko (6,5 Punkte) punktgleich mit Dominik Laux (je 6 Punkte)auf dem zweiten Platz lag. Mit einem Sieg wäre eine Top 5 Platzierung möglich. Da Keyvan im Bundeskader ist, würde aber auch eine Top 8 Platzierung die Qualifikation zur WM absichern. Diese Qualifikation wollte er nicht mehr gefährden und einigte sich nach 33 Zügen auf Remis. Dies bedeutete am Ende Platz 6 und tatsächlich schaffte es Hessen, die Plätze 1-5 einzunehmen und auf der Siegerehrung gebührend zu feiern.
Schleswig-Holstein freut sich nun, Keyvan schon bald bei der EM oder WM anfeuern zu können.
Altersklasse u16w
"Endlich!", wird sich Vanessa Foos (Tura Harksheide) gesagt haben. Endlich hat sie sich für die offizielle Deutsche Jugendmeisterschaft qualifiziert. Gesetzt auf Setzlistenplatz 19 war früh klar, dass es vor allem um das Sammeln von Erfahrung ging. Das bekam sie direkt in der Auftaktrunde zu spüren. Gegen Anastasia Voigt (1749, S-A) versuchte sie mit den weißen Steinen mit dem Evans-Gambit zu überraschen. Anschließend verlor ihr Spiel aber schnell an Dynamik, weitere Bauern fielen und nach zwanzig Zügen gab sie auf. Auch die zweite Runde gegen Anika Einacker (1160, HAM) war von einer nervösen Eröffnung geprägt. Aus dieser hat sich Vanessa aber Schritt für Schritt rausgekämpft und ihren ersten Punkt eingefahren. Es folgten zwei weitere eher schnelle Niederlagen gegen Charlotte Derling (1687, S-A) und Emily Alferova (1613, BAY) bis gegen Amina Miriieva (1426, BAD) in Runde 5 die Eröffnung endlich gut überstanden wurde. Umso ärgerlicher ein kleiner Fehler im Endspiel, der den verdienten halben Punkt kostete.
So war nach 5 Runden viel Erfahrung, aber erst ein Punkt gesammelt. Vanessa knickte aber keineswegs ein. Runde 6 und 7 konnte sie gegen Amanda Köpnick (1162, MVP) und Maria Johanna Dohon (1648, WÜR) gewinnen. Lag es in der Runde 6 noch an einem größeren Patzer in Form eines Figureneinstellers, war die Partie 7 spielerisch absolut überzeugend vorgetragen.
Mit 3 Punkten auf dem Konto war das Grundziel erreicht. Nun blieben noch zwei Runden für die Kür. Ein weiterer Punkt sollte aber weder gegen Sophie Petersen (1681, BRA), noch gegen Selina Racky (1579, BAY) gewonnen werden.
Dennoch braucht sich Vanessa nicht zu verstecken. An Setzlistenplatz 19 gesetzt, hat sie diesen mit Platz 20 nur um einen Buchholzpunkt verpasst. Deutsche Meisterin wurde die an 1 gesetzte Maja Buchholz aus Hessen, vor Saskia Pohle (S-A) und Yaroslava Sereda (NRW).
Altersklasse u18 + u18w: Das Stehaufmännchen und die Powerfrau
Wir schreiben die zweite Runde der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft 2022. Nach Auftaktsiegen in der ersten Runde gehen Joa Bornholdt (Lübecker SV) und Ornella Falke (Elmshorner SC) in ihrer jeweiligen U18 Klasse motiviert in die zweite Runde. Beide begeistern mit Angriffsschach und in beiden Partien wird der eigene weiße Bauer das Feld c6 erreichen.
Doch ab dann wird es unterschiedlich. Während Ornellas Gegnerin Catriona Dartmann Aubanell (DWZ: 1781, SV Hemer/ NRW) die Partie nach 41.c6 sofort aufgibt, da der Bauer nicht mehr ohne größere Verluste aufzuhalten ist, findet Joas Gegner Paul Hinrichs (2199, SFR Heidesheim/RLP) nach 45.c6 noch eine Pattvariante, die ihm das Remis sichert. Joa will aber aufs Ganze gehen, um 5 Züge später festzustellen, dass das Ausschlagen der Pattvariante, ihn den halben Punkt kostet – er muss aufgeben.
Die zweite Runde ist systematisch für beide Turnierverläufe. Joa ist zurecht frustriert und erkämpft sich in den folgenden 4 Runden lediglich einen Punkt. Die Bretter an denen er gepaart wird zeigen eine klare Tendenz: 7, 9, 11 und in Runde 6 das hinterste Brett 13. Gerade eben schrammt er dort mit einem Remis gegen Luca Mankel (Berlin) am Freilos vorbei.
Ornella wiederum, darf sowohl Runde 3 als auch Runde 4 am Spitzenbrett spielen. Das sie in beiden Partien nur einen halben Punkt holt, liegt vor allem an den Gegnerinnen. In Runde 4 muss sie sich der späteren Deutschen Meisterin Jana Bardorz (1964, TSV Rottendorf/Bayern) geschlagen geben. Zu dem Zeitpunkt gilt sie aber bereits als unberechenbar. Hat sie in Runde 1 auf 1.e4 noch mit Sizilianisch geantwortet, hat sie sich für Runde 3 für Caro Kann entschieden. In Runde 2 gewann sie mit 1.e4, gegen Jana Bardorz wählte sie 1.d4. Das Selbstbewusstsein und die Motivation auf Eröffnungsvarianten sollten die Vorbereitung für die Gegner mehr als erschweren. Nach 6 Runden war sie mit 3,5 Punkten auf dem sechsten Rang, aber nur einen halben Punkt von Bronze entfernt. Lediglich Jana Bardorz und Eva Rudolph (NRW) schienen mit jeweils 5 Punkten schon entfernt von der Konkurrenz.
An der Tabellenspitze der offenen Klasse bahnte sich indes eine Überraschung an. FM Marius Fromm führt die U18 mit 5,5/6 an und könnte erstmals in der Geschichte eine Deutsche Jugendmeisterschaft nach Mecklenburg-Vorpommern entführen.
Joa nutze die kleine Pause zwischen Runde 6 und 7, um nochmal aufzutanken und sich mit Tennis und Badminton abzulenken. Anschließend zeigte er sich als wahres Stehaufmännchen. Mit zwei Siegen über Niclas Rohde (1879, S-A) und Paul Kallweit (1981, MVP) und einem Abschlussremis in Runde 9 gegen Noah Geltz (2134, WÜR) konnte er sich zumindest mit respektablen 4,5 Punkten aus dem Turnier verabschieden. Aufgrund der Buchholzwertung wurde es Platz 18. Punktgleich war er aber mit Platz 11.
An der Spitze gab sich FM Marius Fromm keine Blöße und siegte mit 8 Punkten und zwei Punkten Vorsprung vor FM Christoph Dahl (SAC) und FM Tobias Kölle (WÜR).
Auch Ornella hat die Erholungsphase zwischen den Runden 6 und 7 genutzt. In der siebten Runde siegte sie souverän gegen Iva Cheredzhiyska (1779, BAY) und kämpfte sich auf Platz 4 voran.
Die achte Runde sollte die Meisterschaft nun noch spannender machen. Die drittplatzierte Catriona Dartmann Aubanell (NRW) konnte am Spitzenbrett die führende Jana Bardorz (BAY) besiegen. Ornella musste mit den schwarzen Steinen gegen die zweitplatzierte Eva Rudolph (NRW) ran. Früh war zu erkennen – Ornella geht aufs Ganze. Bereits nach 20 Zügen war ihr Raumgewinn nicht zu übersehen. Im 38. Zug folgte der Qualitätsgewinn und wenig später war die Partie für Eva Rudolph nicht mehr zu halten. Bis zum 76. Zug hat sie es versucht. Ornella hat die Damenschachs aber souverän verteidigt , so dass Eva schlussendlich aufgab. Verteidigt hat Ornella damit auch Platz 4 mit 5,5 Punkten. Aber Platz 1-3 haben nun 6 Punkte. Vor der letzten Runde war also alles möglich.
Mit Weiß ging es gegen Jana Basovskiy (1907, BAD).
Nachdem das NRW-Duell Remis Rudoph-Aubanell schnell Remis ausging und Jana Bardorz ihre Partie gewinnen konnte und damit als Meisterin feststand, ging es für Ornella noch um den möglichen Vizetitel. Gegen eine starke Gegnerin musste Ornella aber erst eine Figur und später den Punkt hergeben. Es blieb bei 5,5 Punkten. Damit blieb es aber auch bei einem richtig starkem vierten Platz.
Herzlichen Glückwunsch!
Altersklasse u8
Ab diesem Jahr gibt es auf der DJEM eine neue gemischte Altersklasse: die U8. Die Qualifikation erfolgte über Regionale Kinderschachturniere oder über die Landesschachjugenden. Für unsere Delegation hatten wir gleich vier Teilnehmer. Am Mittwoch, den 08. Juni 20222 startete die Meisterschaft für Henning Jasper Kutz (Lübecker SV), Oscar Reese (SK Doppelbauer Kiel), Luka Nikolic (Elmshorner SC) und Toshiya Aguike (Raisdorfer SG). Der Spielsaal der U8 war nicht derselbe, wie für die anderen Altersklassen, sondern in der Stadthalle. Diese konnte über das unterirdische Tunnelsystem des Hotels erreicht werden. Auf dem 500m langem Weg konnten sich die Kinder nochmal vor und nach der Partie austoben, jedoch war die Betreuung auf die Distanz zwischen Saal und Analyseraum eine große Herausforderung.
Für Toshiya lief das Turnier ziemlich gut. Die ersten drei Runden konnte er gewinnen und hatte somit lange Zeit die volle Punktzahl. In der vierten und fünften Runde musste Toshiya leider seine Siegesserie beenden und zwei Niederlagen einstecken. Doch zum Schluss wurde nochmal Fahrt aufgenommen und das Taktikwissen ausgepackt. Mit 5/7 landete Toshiya auf dem 7. Platz (Startrangliste: Platz 13) und damit in der Top 10. Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung.
Henning hatte anfangs einen schwierigen Start und hat die ersten beiden Partien leider verloren. In der dritten Runde konnte er dann schließlich einen vollen Punkt erzielen Auch in der fünften und letzten Runde konnten Siege eingefahren werden. Insgesamt konnte Henning mit 3/7 den 46. Platz (Startrangliste: Platz 35) erzielen. Sehr gut gekämpft!
Bei Luka wechselten sich Siege und Niederlagen fast durchgängig ab. So konnte er in der ersten, dritten und siebten Runde den Kampf für sich entscheiden. Im Turnier hatte Luka noch keine eigene Wertungszahl, doch mit dem Spielen gegen mehr als fünf DWZ-Gegner, wird auch er seine erste Wertung bekommen. Aus der Meisterschaft nimmt Luka 3/7 mit nach Hause und besetzt den 41. Platz (Startrangliste: Platz 55). Sehr gut gemacht!
Oscar hatte in jeder Partie von Anfang an etwas weniger Zeit auf der Uhr, da er selbst die Partie noch nicht mitschreiben kann. Nach einer Niederlage folgten in Runde zwei und drei jeweils ein Remis. In der vierten Runde konnte er sogar seinen ganzen Punkt erzielen. Zum Schluss des Turnieres wurde in der letzten Runde wieder ein Remis erzielt, nachdem die fünfte und sechste Runde leider nicht ganz optimal liefen. Insgesamt liegt Oscar mit 2,5/7 auf dem 51. Platz (Startrangliste: Platz 59) und darf sich auch auf seine erste DWZ freuen. Weiter so!
Neben den Ergebnissen konnte man einen gemeinsamen Teamgeist von unseren Spielern erkennen. Während in den ersten Runden jeder allein von seiner Partie zurückgegangen ist, hat sich in den darauffolgenden Tagen eine echte Freundschaft entwickelt. Sehr spannend waren auch die gemeinsamen Analysen, die sich oftmals, durch ein „paar“ Aufschreibfehler, zu richtigen Escape-Rooms entwickelten: ein Springer, der von g1 nach h5 zieht und eine Dame, die mattsetzt, obwohl sie schon geschlagen wurde? Hier war alles möglich ;)
KiKa-Turnier
Von unseren vier KiKa-Spielern schnitt Alfred Hellenbroich (Lübecker SV) am Erfolgreichsten ab: Mit 4 Punkten aus den gespielten 7 Partien landet er auf Platz 17 der Endtabelle, knapp hinter seinem Setzlistenplatz. Benedikt Dibrow (Elmshorner SC) erzielte 3,5 Punkte und Platz 23, während seine beiden Vereinskollegen Ata Lucien Dintinger und und Kazuma Villaret mit 3 bzw. 2 Punkten Platz 30 bzw. Platz 44 erreichten. Da die meisten Spieler im KiKa-Turnier noch keine DWZ haben, ist es schwer, anhand der Ergebnisse die Leistung unserer vier Spieler genauer einzuschätzen. Sicher ist nur: Alle hatten viel Spaß, was nicht nur an dem gut organisierten Turnier, sondern auch am tollen Rahmenprogramm lag! Unsere Spieler konnten erste DJEM-Luft schnuppern und bei einer so großen Veranstaltung viele Erfahrungen sammeln.
ODJEM B
Nach zweijähriger Pause konnten die offenen Meisterschaften, parallel zu den „richtigen“ Altersklassen, stattfinden. Für Schleswig-Holstein traten Bjarne Vollbehr (SK Doppelbauer Kiel) und Philipp Stülcken (Lübecker SV) in der Spielklasse ODJEM B an.
Für Bjarne lief das Turnier sehr gut. Nach zwei Auftaktsiegen folgte erst die erste Niederlage. Anschließend konnte in Runde vier ein weiterer Sieg eingefahren werden. Zum Schluss hin kam Bjarne nochmal in Höchstform auf und gewann alle drei letzten Runden. Mit 6/9 wurde der 7. Platz (Startrangliste: Platz 24) erreicht und nur knapp die Top 5 verpasst. Glückwunsch zu dieser großartigen Leistung.
Auch für Philipp lief die offene Meisterschaft sehr gut. In den ersten fünf Runden hat er keinen vollen Punkt abgeben, sondern sowohl drei Siege als auch zwei Remis erzielt. Erst in der sechsten Runde musste sich Philipp geschlagen geben. Nach einem erneutem Remis in Runde sieben, konnte er seine letzte Partie, nach der Niederlage in der Achten, für sich entscheiden. Mit 5,5/9 erreichte Philipp den 13. Platz (Startrangliste: Platz 17) und konnte ebenso seinen Rang verbessern. Sehr gut gemacht!
ODJEM C
In der Spielklasse C der offenen Deutschen Meisterschaft ging Chidera Aguike für unsere Delegation an den Start. In den ersten vier Runden wechselten sich Siege und Niederlagen bei Chidera ab, sodass er vor der fünften Runde bei einem Zwischenstand von 2/4 stand. Nachdem in der fünften Runde leider eine Niederlage eingesteckt werden mussten, lief Chidera in Topform auf. Sowohl die sechste und siebte als auch die achte Partie konnten gewonnen werden. Zum krönenden Abschluss wurde ein Remis gegen einen stärkeren Gegner erzielt. Insgesamt erzielte Chidera 5,5/9 (Startrangliste: Platz 33) und konnte somit seinen Setzlistenplatz deutlich verbessern und viel neue Erfahrung gewinnen. Weiter so!
Das war also die DJEM 2022! Ein besonderer Dank gilt unserem tollen Delegationsleiter Malte Ibs, der dieses Amt nach vielen Jahren wieder einmal übernommen hat und sich direkt über seine erste Deutsche Meisterin freuen konnte. Er hat unsere Delegation mit viel Teamgeist und Motivation geleitet und es stets geschafft, die zahlreichen Aufgaben zu jonglieren und als Ansprechpartner für alle da zu sein. Ein großer Dank ebenso unserem Trainer- und Betreuerteam, bestehend aus Anna-Blume Giede, Benedict Krause, Wolfgang Krüger, Celina Malinowsky und Thomas Thannheiser. Ihr habt unseren Spielerinnen und Spielern schachlich viel mit auf den Weg gegeben und wart auch abseits vom Schachbrett immer da, um sie zu unterstützen und zu motivieren. Wir hoffen, dass alle Spielerinnen und Spieler eine tolle Zeit in Willingen hatten und sich über ihre Ergebnisse freuen können!