Lukas Mandelkow und ich reisten am 22.08. entspannt nach Magdeburg. Hier am Ort der ersten großen DJEM sollte also die Umgründung der DSJ in einen e.V. beschlossen werden. Die Anträge an den DSB-Kongress und an die Jugendversammlung wurden im Vorfeld viel diskutiert. Es war über Monate das bestimmende Thema in der Schachwelt. Durch die Komplexität der Sache und der unklaren Stimmenverhältnisse im DSB-Kongress war aber auch für uns nicht absehbar, ob die DSJ mit ihrem Vorhaben erfolgreich sein würde. Nach Ankunft trafen wir einen Teil der Delegation aus Baden und entschieden erstmal was essen zu gehen. Es war ca. 15:30 Uhr und der Abend könnte lang werden. Als wir um 17 Uhr wieder mal auf Twitter den Kongress verfolgten – unser Dank gilt der NDSJ für die Berichterstattung! -, stellten wir eine immer noch ausstehende Entscheidung zum Antrag DSJ als e.V. fest. Die Jugendversammlung wurde planmäßig um 18 Uhr durch die stellvertretende Vorsitzende Lilli Hahn eröffnet. Nach der Begrüßung folgte aber schon die Sitzungsunterbrechung.
Das Warten begann. In den Hinterzimmern des Kongresses wurde versucht ein Kompromiss herbeizuführen und die Diskussionen unter den Teilnehmern des Kongresses hielten auch noch an.
Es war kurz vor 19 Uhr, die ersten Vorstandsmitglieder kamen und verkündeten die Fortführung der Jugendversammlung um 19:15 Uhr. Der DSB-Kongress hat dem Antrag stattgegeben! Alle waren erleichtert. DSJ und DSB mussten für diesen Kompromiss Zugeständnisse machen. Wir dachten jetzt, dass die JV der DSJ ein Selbstläufer wird und wir schnell durch sind… weit gefehlt.
Die Sitzung begann. Malte Ibs begrüßte nochmal alle Anwesenden. Bevor es zum inhaltlichen Teil der JV ging, wies Bayern darauf hin, dass der Tagesordnungspunkt „Genehmigung des Protokolls der vergangenen JV“ fehle, die Tagesordnung wurde angepasst und mit der Feststellung der Stimmberechtigten fortgefahren. Als Protokollführer wurde Lennart Quante und als Sitzungsleiter Jacob Roggon berufen. Die Genehmigung des Protokolls der letzten JV zog sich immer wieder hinaus, da ein besonders engagierter Jugendvertreter den genauen Wortlaut aus der Sitzung im März im Protokoll wiedergegeben wissen wollte. Die Änderungen wurden aufgenommen und das Protokoll letztlich verabschiedet. Dieser Prozess hat knapp eine halbe Stunde veranschlagt und die Verabschiedung der Satzung DSJ e.V. war noch nicht einmal angebrochen. Dies würde ein langer Abend werden.
Es folgte ein Abriss des DSB Kongresses, Reden von Ingo Thorn, dem DSB Verhandlungsführer, und Malte Ibs. Anschließend führte Jacob Roggon fachlich durch den Antrag und ging dabei im speziellen auf die vom DSB-Kongress beschlossenen Änderungen ein.
Jörg Schulz dürfe fortan nicht als Geschäftsführer der DSJ beschäftigt werden. Die DSJ darf Jörg aber über einen Zeitraum von 15 Monaten als Berater beschäftigen. Dieser Zeitraum soll mit der Aufnahme des e.V. im Vereinsregister beginnen. Die Geschäftsstellen würden nicht, wie vom DSB zuerst gefordert, getrennt, nunja…doch irgendwie…eine räumliche Aufteilung der bestehenden Geschäftsräume ist geplant. Wir hoffen, dass sich DSB- und DSJ-Mitarbeiter bei der gemeinsamen Nutzung der Sanitärräume nicht auf den Schlips tretenJ. Der Antrag der DSJ auf Zuständigkeit für junge Erwachsene bis 27 Jahren wurde zurückgezogen. Die DSJ soll fortan einen Sitz in allen Kommissionen des DSB haben, wie auch der DSB einen Sitz in den Arbeitskreisen der DSJ. Die DSJ sitzt weiterhin im Präsidium des DSB, zumindest wenn es um Belange der Jugend geht und auch das ohne Stimmrecht. Wichtig für die Jugendvertreter war aber in erster Linie angehört zu werden und dieses Ziel hat man erreicht. Die Gründung einer neuen „DSJ-DSB-Kommission“ wurde beschlossen. Diese Kommission soll sich um gemeinsame Themen kümmern, die genaue Besetzung steht noch aus.
Nach den vielen, aus meiner Sicht, sehr gut verhandelten Details folgte die Aussprache zum Antrag. Damit alle nicht Anwesenden mitfühlen können:
Der DSB-Kongress begann um 9 Uhr morgens, viele waren dort schon dabei. Es war jetzt wahrscheinlich so 20:30 Uhr. Es folgten, wie erwartet, Anmerkungen zu dem Antrag und der Umgründung. Nach ungefähr 5 Bemerkungen wie gut oder schlecht das alles verhandelt wurde, folgten gefühlte 20 Beiträge zu Problemen die es gibt, gab oder geben könnte. Alles zu wiederholen würde den Umfang sprengen… Patrick Wiebe, ehemaliger DSJ-Vorsitzender und Kinderschach-Beauftrager der DSJ, erinnerte an den Sinn der Versammlung. Die Eintragung als Verein sollte beschlossen werden. Das scheinen hier schon einige vergessen zu haben. Es war inzwischen nach 21:30 Uhr, einige haben 12h Stunden Sitzung hinter sich und waren dementsprechend genervt, aber es schien so, als würden wir endlich über den Antrag abstimmen. Pustekuchen! Bayern stellt den Antrag auf Vertagung der Entscheidung. Ob DSJ e.V. heute oder in 2 Monaten, egal. Erstmal müssen hoch wichtige und relevante Fragen geklärt werden… Zum Beispiel wie viel Geld der neue Geschäftsführer bekommt, warum es angeblich Beeinflussungsversuche gegen die Kassenprüfer gab oder warum der Versammlung keine Angebote von 3 Hotels für die DJEM 2021 vorliegen. Diese Punkte wurden an diesem Abend zum gefühlt 5ten Mal angesprochen… die anfängliche Hochstimmung unter den Anwesenden war verflogen und die Raumtemperatur nahm zunehmend ab. Dann wurde über den Vertagungsantrag diskutiert. Ja auch sowas kann dauern. Als dann endlich der Antrag auf Schließung der Rednerliste kam, ging es los. Es wurde abgestimmt! Nicht über den Antrag zur Eintragung der DSJ als e.V., sondern zum Antrag diesen Antrag zu Verschieben. Zum Glück wurde die Vertagung mit überzeugender Mehrheit abgelehnt. Jetzt ging es also um das Thema des Jahres, ein geschichtsträchtiges Ereignis. Ein Novum im Sport in Deutschland. Natürlich konnte darüber nicht offen abgestimmt werden. Geheime Abstimmung! Es war 22 Uhr, die Abstimmung wurde durchgeführt. Die Zählkommission begann ihre Arbeit und die Sitzung wurde bis 22:30 Uhr unterbrochen.
Um kurz vor 22:30 Uhr stand das Ergebnis. Der Saal war ruhig, das Ergebnis auf das alle warteten wurde verkündet. 3 Zähldurchgänge, jeder aus der Zählkommission hat jeden Zettel geprüft.
196 Ja-Stimmen, 36 Nein-Stimmen und 25 Enthaltungen kamen dabei raus. Es war vollbracht! Die DSJ soll als e.V. eingetragen werden! Die Erleichterung war greifbar.
Die Wahlen folgten. Hierbei waren keine Überraschungen zu erwarten. Alle Kandidaten wurden wieder gewählt oder neu in den Vorstand gewählt. Obwohl die Arbeit der DSJ im Bereich Finanzen oft kritisiert wurde, wurden alle ohne Gegenstimmen gewählt. Die neuen Amtsinhaber:
2. Vorsitzender: Lennart Quante
Spielleiter: Harald Koppen
Schulschachreferent: Helge Frowein
Dann folgte die Bestätigung der Beauftragten, die Wahl des Schiedsgerichtes und der Kassenprüfer. Kassenprüfer bei der DSJ scheint beliebt zu sein. Es kam zu einer Kampfkandidatur mit, natürlich, geheimer Wahl. Am Ende entschied diese Viktoria Hauk (Hessen) mit einer Stimme Vorsprung gegen Janina Böhm (NRW) für sich.
Somit war wieder ein TOP beendet, die Motivation sank immer mehr im Sitzungssaal. Weitere Anträge wurden behandelt. Es gab einen zum Niederschreiben des Wissens aller ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter. Dies wurde einstimmig angenommen.
Die Mitgliedsbeiträge wurden auch ohne Diskussion angenommen. Hier wurde noch mal auf die Bedingungen des Antrages hingewiesen.
Es folgte der letzte große Punkt: Haushalt. Der Vorstand der DSJ brauchte hier eine Entscheidung der Jugendversammlung, um am nächsten Tag beim fortgeführten DSB-Kongress diesen durchzusetzen. Natürlich gab es hier wieder Anmerkungen aus der bayerischen Delegation. Das Thema Gehalt des Geschäftsführers und die DJEM-Verträge wurde erneut angesprochen. Man könne ja ohne diese Informationen nicht abstimmen. Es wurde wieder mal ein Antrag auf Vertagung gestellt. Eine weitere außerordentliche Jugendversammlung, dann Nummer 3 in diesem Jahr, sollte darüber entscheiden. Bis dahin sollten Angebote eingeholt werden. Mir reichte es jetzt. Ich meldete mich auch zu Wort, wo ich bisher eher gelauscht habe. Meine Anmerkung warum wir jetzt dem Vorstand nicht mehr Vertrauen, dass dieser einen guten Vertrag ausgehandelt hat und wir unserem(!) Vorstand Rückhalt für den morgigen Kongress zusichern, stieß auf Zuspruch und Applaus. Somit wurde die Diskussion schnell beendet. Der Antrag auf Vertagung wurde abgelehnt. Endlich ging es um den Haushalt und dieser wurde angenommen. Somit kann die DSJ auf dem Kongress dafür kämpfen und hat den Rückhalt der Landesschachjugenden.
Um 23:55 Uhr wurde die JV offiziell beendet, ein langer Tag ging für alle zu Ende. Am Ende des Abends wusste jeder, was er oder sie zu diesem Meilenstein beigetragen hat. Unser Dank gilt allen Beteiligten, insbesondere aber Jacob Roggon und Rainer Niermann für die Vertretung der DSJ in den Verhandlungen. Beide haben es durch ihr sicheres und stets besonnenes Auftreten geschafft den Konflikt nie ausarten zu lassen und letztlich eine gemeinsame Lösung zu finden.