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| Nachrichten, Mädchenschach, Turnier

10. Platz bei der EM: Bericht von Lisa Sickmann

Bei der Jugend-Europameisterschaft Anfang November waren mit Lisa Sickmann und Magnus Ermitsch auch zwei Spieler*innen aus Vereinen aus Schleswig-Holstein dabei. An einer Europameisterschaft teilzunehmen, ist eine besondere Erfahrung, die nur wenige Spieler*innen machen können - umso gespannter waren wir, die Eindrücke der beiden vom Turnier zu erfahren. Im Folgenden berichtet Lisa Sickmann von ihren Erlebnissen, den Höhen und Tiefen bei der EM:

Jugend EM in Antalya 

Vom 5.11. - 15.11.2022 fand die Europameisterschaft der Altersklassen u8-u18 in Antalya statt. Antalya liegt im Südwesten der Türkei am Mittelmeer und auch das Hotel war direkt am Meer. Selbst im November war es dort noch warm, mit Höchsttemperaturen von ungefähr 20-25 Grad. Ich spielte in der Altersklasse u12w und war dort auf Platz 3 der Startrangliste gesetzt. Mein Ziel war es in die Top 5 zu kommen, Top 10 wäre aber auch noch in Ordnung. 

Als mein Vater und ich in der Türkei ankamen, mussten wir uns erstmal orientieren. Das stellte sich als schwierig heraus, weil, sobald wir einen Schritt aus dem Flughafen machten, sofort Leute auf uns zukamen, die uns etwas verkaufen wollten. Dann suchten wir nach einem im Voraus bezahlten Shuttle, welches aber komischerweise nicht da war. Stattdessen fuhren wir dann mit einem Taxi. Die Taxifahrer nannten uns alle unterschiedliche Preise, aber am Ende kamen wir für 35€ zum Hotel. 

Mein erster Eindruck vom Hotel war eine positive Überraschung. Die Anlage war sehr schön und es gab viele Pflanzen und Bäume (u.a. Mandarinenbäume). Das Hotel und das Hotelzimmer waren sehr sauber und es gab an jeder Ecke gekühltes Wasser. 

 

Wir reisten schon am 4. statt am 5. November an, damit ich einen Tag Zeit habe, um mich an die Zeitumstellung zu gewöhnen. Eigentlich haben wir vorgehabt, an diesem Tag außerhalb der Anlage etwas von der Türkei zu sehen, jedoch merkten wir schon am Vormittag, wie sehr uns die Zeitumstellung (2 Stunden) zu schaffen machte und lagen am Ende den ganzen Tag im Bett. 

Am folgenden Tag ging das Turnier auch schon los. Vorbereitung war leider nicht wirklich möglich, da die Paarungen erst spät rauskamen. Vor der Runde war ich sehr nervös. Ich spielte gegen eine Armenierin, die ca. 1400 ELO hatte. Die Elozahl spielt in diesem Turnier aber keine Rolle, weswegen ich noch nervöser wurde. Dann, um 14 Uhr, ging ich zum Spielsaal zur Eröffnungsfeier. Die Eröffnungsfeier bestand daraus, dass Typen mit ,,klischeetürkischen‘‘ Outfits vor dem Spielsaal für eine Stunde extrem laute Musik spielten. Nachdem sie fertig waren, ging das Turnier los. 

 

 

 

In der Partie habe ich von Anfang an versucht, krampfhaft den König meiner Gegnerin anzugreifen. Das hat aber nicht geklappt und nach ein paar Stunden befand ich mich in einer schlechten Stellung mit einem sehr schwachen Isolani auf der e-Linie. In großer Zeitnot habe ich dann noch zwei große Fehler gemacht und die Partie war gelaufen. Am Abend war ich extrem frustriert, konnte mich aber am nächsten Tag wieder fangen. 

Die nächsten 5 Tage hatten denselben Ablauf. Essen, Vorbereiten, Gewinnen, Schlafen. 5 Tage später hatte ich dann 5/6 und die Hoffnung auf einen sehr guten Platz kam zurück. 

In der 7. Runde spielte ich gegen die Nummer 2 der Setzliste, eine Russin namens Diana Preobrazhenskaya. Als ich aufwachte, fühlte ich mich schon leicht krank. Vorbereitet hatte ich mich aber trotzdem und nur wenige Stunden später fing die Partie auch schon an. Sie machte schon relativ früh einen Eröffnungsfehler, jedoch machte ich ab dann nur noch schlechte Züge und ich verlor in 20 Zügen. Ich vermute mal, dass mein schlechtes Spiel damit zu tun hatte, dass ich schon da leicht krank war. 

Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht, konnte meine Augen aber kaum aufkriegen. Mir wurde relativ schnell klar, dass ich Fieber hatte. Ich versuchte dann, mich vor der Partie auszuruhen und nahm eine Stunde vor der Partie eine Paracetamol. Allerdings half das alles nicht und ich schlief fast am Brett ein. Ein paar grobe Fehler später war die Partie dann auch schon vorbei. 

Ich war nicht zufrieden mit meinen 5/8, wusste aber dass es sehr schwierig ist, mit Krankheit zu spielen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich schon, dass es mit den Top 5 nichts wird, ich war aber trotzdem motiviert, den letzten Punkt zu holen um wenigstens eine Chance auf die Top 10 zu haben. 

Die letzte Runde gewann ich, merkte aber, dass mich das Fieber ganz schön mitgenommen hat, weil ich mich schon nach 2 Stunden gar nicht mehr konzentrieren konnte, da ich schon sehr müde war. Irgendwie gewann ich die Partie dann aber trotzdem und bekam den 10. Platz!

Nach dem letzten Abend Abend, an dem ich mit der Delegation ein Strategiespiel spielte und blitzte, ging es den nächsten Tag schon wieder  nach Deutschland. 

 

Mit meinem Ergebnis von 6/9 und dem 10. Platz bin ich halbwegs zufrieden, weil ich weiß, dass das das höchste ist, was ich mit meinem Fieber hätte rausholen können. Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn ich nicht krank gewesen wäre und weniger grobe Fehler gemacht hätte, aber es ist gekommen wie es gekommen ist und das ist auch okay so!